Stubenzeichen der Wilhelmsdorfer Strumpfwirker

J. C. Held
Wilhelmsdorf, 30. März 1736
Eingericht: Glas, Holz, Wachs, Stoff, Papier, 24 x 11 x 11
Beschriftung am Strumpfwirkstuhl: "Den 30 Marz 1736 / Held"; (darüber Herz:) "Ich liebe die Arbeit"
Gemeinde Wilhelmsdorf

In der ehemaligen Hugenottenkolonie Wilhelmsdorf, die für die zünftisch gebundenen Erlanger Strumpfwirker eine ernsthafte Konkurrenz dargestellte, hat sich als Stubenzeichen der Wirker ein Eingericht mit Strumpfwirkstuhl aus dem Jahr 1736 erhalten.

  Stubenzeichen  

Im Jahr 1686 gründeten reformierte Glaubensflüchtlinge aus dem südfranzösischen Dauphiné die Hugenottenansiedlung Wilhelmsdorf. In den Nachbardörfern waren die "Bohnenfresser" als Ausländer und wegen ihrer calvinistischen Konfession unbeliebt.

Zu Auseinandersetzungen kam es auch, weil Markgraf Christian Ernst (reg. 1662–1712) den Hugenotten von den Bauern der Umgebung bewirtschaftetes Land angewiesen hatte. Da es nur wenig landwirtschaftlich nutzbare Flächen gab, wanderte der größte Teil der Siedler bis 1692 wieder ab.

Auf Betreiben des Bankiers und Kaufmanns Isaak Buirette von Öhlefeld (1638–1708), der das Rittergut Wilhelmsdorf 1694 als Lehen erhalten hatte, siedelten sich hugenottische Strumpfwirker an. Anders als in Erlangen, wo sich die ehemals zunftfreien Strumpfwirker eine eigene Ordnung gegeben hatten, waren die Wilhelmsdorfer Strumpfwirker keinerlei Beschränkungen unterworfen und wurden schon bald zu gefürchteten Konkurrenten.

Stubenzeichen dienten in den Wirtshäusern zur Bezeichnung des Stammtisches. Das auf den 30. März 1736 datierte Eingericht in der Glasflasche stellt einen mit Rock und Dreispitz bekleideten Strumpfwirker bei der Arbeit an einem detailliert konstruierten Wirkstuhl dar. Ein 1719 datiertes und mit "J. C. Held" signiertes Eingericht ähnlicher Machart befindet sich im Stadtmuseum Erlangen (N93).