Allegorie des Sommers aus einer Folge der "Vier Jahreszeiten"

Manufaktur Schwabach (1686 - um 1750), 1745
Wirkteppich; gefärbte Wolle und Seide, 295 x 465
Schwabach, Stadtmuseum (N1615.)

Die von einem französischen Glaubensflüchtling mit finanzieller Unterstützung des Markgrafen in Schwabach gegründete Teppichmanufaktur wurde vorbildhaft für andere Manufakturen im Reich.
  Sommer-Allegorie

Als Mittelmotiv thront Ceres als Personifikation des Sommers, mit Sichel und Getreidegarbe vor einem Baldachinvorhang, der von zwei hermenartigen Figuren gehalten wird.

In der Bildmitte oben erscheint die Sonne, von einer Schlange als Symbol der Ewigkeit umfasst. Die Hermen- und Groteskfiguren (eine Vielzahl von Tieren, Akrobaten und Harlekinen) schützen sich vor der gleißenden Sonne mit Hüten und Ährenbündeln.

Bäuerliche Geräte und Greifen ragen aus den zahlreichen Motiven heraus, die symbolisch Bezug auf die Fruchtbarkeit des Sommers nehmen. In den oberen Bildecken finden sich Darstellungen des Frühlings (links) und des Winters (rechts) als Medaillon-Landschaften. Spätbarockes Roll- und Bandelwerk, mit Girlanden und Bändern behängt, bildet das architektonische Gerüst der Komposition. Das Bildfeld wird eingerahmt von einer breiten Bordüre mit einem Fries aus figürlichen und geometrischen Ziermotiven.

Auftraggeber und Bestimmungsort des Wandteppichs sind unbekannt. Als Bildvorlage diente ein Stich aus einer dem Stil Paul Deckers (1677 bis 1713) folgenden, bei Weigel in Nürnberg anonym erschienenen Folge der "Vier Jahreszeiten", die wiederum auf Vorlagen des französischen Künstlers Jean Berain (1640 bis 1711) zurückgreift.

Der Wandteppich stammt aus der Schwabacher Teppichmanufaktur, die von dem französischen Glaubensflüchtling Michel de Claravaux aus Paris gegründet worden war. Markgraf Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach gestand ihm umfangreiche Privilegien zu. Claravaux beschäftigte zunächst Wirker aus Aubusson, dem Zentrum der französischen Teppichherstellung. Beliefert wurden Adelshäuser, wobei der Markgraf ein Vorkaufsrecht auf sämtliche Teppiche zum günstigsten Preis hatte. Die schlechte Zahlungsmoral der adligen Kundschaft und ausbleibende Aufträge führten Anfang der 50er Jahre des 18. Jahrhunderts zum Ende der Schwabacher Manufaktur.

Bemerkenswert für die Qualität und den europäischen Ruf der Schwabacher Wirkerei - von der bisher 27 Arbeiten nachgewiesen sind -ist die Tatsache, dass die späteren Manufakturen in Berlin, Dresden, Stuttgart und Wien nach Schwabacher Vorbild eingerichtet wurden.