Idealgrundriss der Neustadt Erlangen

Johann Moritz Richter
zugeschrieben, 1686
Feder/Papier, laviert,
32 x 40
Bamberg, Staatsarchiv (T 3095 III)

Für die französischen Ansiedler wurde im Fürstentum Bayreuth bei Erlangen eine Neustadt geplant.
  Neustadt Erlangen

Schon zu Beginn des Jahres 1686, kurz vor der angekündigten Ankunft der aus Frankreich vertriebenen calvinischen Hugenotten im Markgraftum Brandenburg-Kulmbach, gab Markgraf Christian Ernst den Auftrag die Réfugiés nicht auf die Märkte und Landgemeinden zu verteilen, sondern für sie in Erlangen eine neue Stadt neben der Altstadt zu errichten.

Die als exzellente Kaufleute und Handwerker geltenden Flüchtlinge sollten zum ökonomischen Aufschwung des Fürstentums beitragen. Die Neustadt war daher ursprünglich als Manufaktur- und Gewerbestadt an der Handelsstraße nach Nürnberg und an zwei gewerblich nutzbaren Flüssen geplant.

Hofarchitekt Johann Moritz Richter entwarf eine an den Ecken geschlossene Stadtanlage in den Proportionen des Goldenen Schnitts, die sich an der nord-südlichen Durchgangsstraße von Bamberg nach Nürnberg orientierte, der "principale rue". Um die geometrisch und symmetrisch angeordneten Gebäudefelder mit einer "Grande place" und der "Grande maison des manufactures", einem nicht ausgeführten Fabrikgebäude, zieht sich die Ringstraße "Grande rue". Am zweiten Hauptplatz ist das Zollgebäude ebenfalls nicht zur Ausführung gekommen, wohl aber der "temple", die 1693 geweihte reformierte Hugenottenkirche.

Den gravierendsten Unterschied zum Idealplan von 1686 zeigt ein vom Markgrafen signierter Bestandsplan von 1701, dem die Baustadien der Neustadt zu entnehmen sind: Der Stadtgrundriss in den Maßen des Idealplans von 1686 ist weitgehend verwirklicht, den östlichen Abschluss des "Grande place" bildet nun aber das Schloss für den Erbprinzen mit dahinterliegendem Schlossgarten, das ab 1703 als "Elisabethenburg" fertiggestellt wurde und in dem der Markgraf selbst Residenz nahm. Christian Erlang, wie die Stadt nun bezeichnet wird, war zur sechsten Hauptstadt des obergebirgischen Markgraftums geworden.