"Bildersaal" im Blauen Schloss zu Obernzenn

Im "Bildersaal" seines Schlosses Obernzenn schuf Christoph Ludwig von Seckendorff eine Galerie von Ahnen und Verwandten, welche die weitgespannten, bis nach Preußen und Westfalen reichenden Familienverbindungen demonstrieren.

 
  Bildersaal, Obernzenn

Bildersaal, Obernzenn

Auf dem Gipfel seiner Karriere ließ Christoph Ludwig v. Seckendorff-Aberdar in seinem Schloss Obernzenn ein Raumensemble einrichten, das die ständische Position des Auftraggebers und seiner Gemahlin Wilhelmine Charlotte v. Gronsfeld-Diepenbrock in exemplarischer Weise widerspiegelt und den weiten familiären und damit auch politischen Horizont dieser fränkischen Adelsfamilie erkennen lässt.

Der Minister und seine Gemahlin beauftragten 1756 den Ansbacher Hofschreiner Samuel Erdmann Beyer mit der Umgestaltung eines Eckzimmers zur Familiengalerie.

Anlass war wohl der bevorstehende Abschied Seckendorffs aus ansbachischen Diensten, der neue Repräsentationsräume im heimischen Schloss notwendig machte.

Beyer sollte einen Rahmen für 81 Bildnisse schaffen, welche das Ehepaar aus verschiedenen Beständen zusammengetragen hatte. Das Programm erhob keinen Anspruch auf genealogische Vollständigkeit, sondern zeigte neben herausragenden Vertretern des Geschlechts der Seckendorff insbesondere Personen, die für den Bauherrn und seine Gemahlin persönlich von Bedeutung waren. Dass die Aufzählung in den erhaltenen Archivalien stets mit der Familie von Wartensleben beginnt, den mütterlichen Vorfahren der Bauherrin, deutet auf den prägenden Anteil der Wilhelmine Charlotte an der Konzeption der Familiengalerie.

Sie brachte auch einen großen Bestand von Bildnissen ihrer Familienangehörigen ein, die zum Teil wichtige Positionen am Berliner Hof eingenommen hatten. Die Intention der Galerie war eine hauspolitische, nämlich Geschichte, Tradition und Kontinuität der verschwägerten Familien Seckendorff, Gronsfeld-Diepenbrock und Wartensleben in Bildnissen sichtbar werden zu lassen.

Für die Galerie mussten die Porträts großteils formatiert, das heißt beschnitten oder vergrößert werden. Der Hofschreiner passte sie nicht in einzelne Rahmen, sondern dicht an dicht in ein System von Leisten ein, in dem sie mit Hilfe vergoldeter Agraffen fixiert sind. Als Vorbild für diese Anordnung gilt die Galerie im Rittersaal von Anholt (Westfalen), die der Bauherrin bekannt war.