Prunkapotheke des Markgrafen Karl August von Brandenburg-Kulmbach

Goldschmied: Joseph Herterich (um 1642–1711), Augsburg 1692
Kistler: wohl Johann Daniel Sommer (geb. 1643), Künzelsau oder Augsburg 1692
Silber, Glas, Ebenholz, Samt; Kasten: Nussholz, Ebenholz, Horn, Elfenbein, Zinn, Messing, Samt, Goldborten, Kasten: 34,5 x 38,8 x 32,2
München, Bayerisches National-
museum (78/390.1–136)

Markgraf Karl August von Brandenburg-Kulmbach besaß gleich mehrere prunkvolle Reiseapotheken. Als er nach dem Jahr 1704 in finanzielle Schwierigkeiten geriet, sah er sich gezwungen wertvolle Stücke zu veräußern - darunter wohl auch die 1692 gefertigte Prunkapotheke.

 

Prunkapotheke

 

Das kastenförmige Gehäuse der Prunkapotheke ist mit aufwendiger Marqueterie verkleidet, die rot hinterlegtes Schildpatt mit Elfenbein und Zinn sowie mit rückwärtig bemalten transparenten Hornplatten verbindet.

In verschiedenen Schubladen und Fächern befinden sich 38 gläserne Vierkantflaschen, 35 gedrechselte Elfenbeindosen und 35 Silberdosen; dazu kommen einzelne vorwiegend in Silber gearbeitete Instrumente wie etwa Zungenschaber, Klistier und Mörser.

Während die Innenseite des Gehäusedeckels das Wappen der in den fränkischen Fürstentümern regierenden Markgrafen von Brandenburg zeigt, tragen nahezu alle Einzelteile den mit dem Markgrafenhut bekrönten brandenburgischen Adler, belegt mit dem Zollernschild, wie auch die Initialen C · A · M · Z · B (Carl August Markgraf zu Brandenburg).


Der Auftraggeber der Prunkapotheke, Markgraf Karl August von Brandenburg-Kulmbach (1663 bis 1731), Domherr zu Magdeburg, residierte in Neustadt a.d. Aisch. Er hatte in jüngeren Jahren ein aufwendiges Leben geführt und zahlreiche Luxusgüter, besonders auch aus Silber, erworben.

Nachdem sich etwa seit dem Jahr 1704 die finanzielle Situation des Prinzen verschlechterte, sah er sich genötigt zahlreiche Wertgegenstände zu versetzen. Da der kostbare Gegenstand nicht in seinen Nachlassinventaren genannt wird, ist anzunehmen, dass Markgraf Karl August die nach Ausweis der Inschrift auf dem Mörser 1692 gefertigte Apotheke späterhin verkaufte oder verpfändete.

Die aus der Zusammenarbeit von Joseph Herterich und Johann Daniel Sommer hervorgegangene Prunkapotheke zählt zu den wenigen späten Beispielen des Typus der tragbaren Haus-, Reise- und Feldapotheke, der speziell in Augsburg um 1600 ausgebildet wurde.

Einerseits ist die Gesamtform hier kubisch reduziert, andererseits dominiert nun – im Vergleich zu den Ebenholzkästen der Apotheken der Spätrenaissance – das reich dekorierte Gehäuse, zu dessen stark farbiger Erscheinung sich der matte Schimmer der silbernen Behältnisse und Gerätschaften fügt.