Ansicht der Plassenburg im Zustand vor der Zerstörung im Jahr 1554

David de Negker
Augsburg, wohl 1554/55
Holzschnitt, koloriert
München, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen; Kulmbach, Plassenburg (G-30-Pla)

Mit der Zerstörung des "Räubernestes" Plassenburg (Ort der Ausstellung und ehem. Herrschaftszentrum der fränkischen Hohenzollern) im Jahr 1554 scheiterte der letzte Versuch der Hohenzollern in Franken ein geschlossenes Territorium zu errichten.

  Plassenburg von 1554

"Grundtlich Fundament vnd aigentliche gestallt des sehr festen hauses vnd weytberüembten festhung Blassenburg / auff dem gebürg Im Voyttlandt gelegen / Wie dasselbig mit allen seinen Mauren / Pasteyen / Polwerckern / Thüren / gebewen vnd anderer gelegenhayt ... gestanden ... hernach dem Kunig Ferdinando vbergeben vnd letstlich von den Fränckischen Einigungß verwantten stenden zerstöret"

Die Beschriftung des Holzschnitts lässt die Erleichterung über Bezwingung und Zerstörung der Hauptfeste des unruhigen Markgrafen Albrecht Alcibiades (reg. 1541–1554) erkennen.

Hans Sachs widmete der bevorstehenden Zerstörung 1554 einen "Pasquillus", in dem er die Burg als "nest der rauber, mörder und aller feint-seligen vogel ainige fest und zuversicht" charakterisierte.

Mit der Zerstörung der Burg und dem Exil des Markgrafen endete der sogenannte Zweite Markgräflerkrieg, in dem eine Koalition der durch markgräfliche Erpressungen und Raubzüge schwer getroffenen Hochstifte Bamberg, Eichstätt und Würzburg, der Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg und Windsheim sowie König Ferdinands dem "fürstlichen Mordbrenner" das Handwerk legte. Während Albrecht den Kriegsschauplatz nach Norddeutschland verschob, bezwangen seine Gegner die Hauptstädte Kulmbach, Hof und Bayreuth und belagerten den militärischen Hauptstützpunkt Plassenburg. Kulmbach wurde im November 1553 verbrannt, die Plassenburg kapitulierte im Juni 1554 und wurde anschließend teilzerstört und ausgebrannt.

Die drei großformatigen Holzschnitte de Negkers belegen das Interesse der Öffentlichkeit an der Festung, die sieben Monate hatte belagert werden müssen. Sie sind zugleich Grundlage für die Kenntnis der Burg vor der Zerstörung. Die Ansicht von Süden gewährt Einblick in den inneren Burghof, der in einen höher (links) und einen tiefer gelegenen Teil zerfiel, ersterer vielleicht Fläche der hochmittelalterlichen Burg. Der Hof war damals schmaler als heute; beim Wiederaufbau ab 1562 wurde er nach Süden um den hier dargestellten Zwingerbereich vergrößert. In der Hoffassade sind die wohl unter Albrecht Alcibiades angelegten Arkaden mit den "Meraniersäulen" zu erkennen. Der Aufgang zur Hochburg führte durch einen Zwingerbereich, der durch das äußere Tor auf der Nordseite betreten wurde. In diesem Zwinger zeigt der Holzschnitt die aus Holz gezimmerten, ziegelgedeckten "Landsknechtslosamenter".

Nach 1530 wurde die Plassenburg mit mächtigen Geschützrondellen befestigt. Damals entstanden – jenseits des zum heutigen Kasernenhof erweiterten Halsgrabens – die Hohe Bastei und die Kleine Bastei mit der Rossmühle sowie der Schieferturm mit dem stadtseitigen Torbau (heute Kommandantenbau) und das die stadtseitige Ansicht beherrschende Westrondell (Markgraf-Casimir-Turm).

Unter Markgraf Albrecht Alcibiades wurden die Befestigungsanlagen weiter ausgebaut; es entstanden die – allerdings bis zur Belagerung 1554 nicht vollendete – äußere Ringmauer und in dem neuen Zwingerbereich drei Grabenstreichwehren in italienischer Manier, die auf dem Holzschnitt teilweise unrichtig wiedergegeben sind. Westlich über der Südstreichwehr zeigt die Ansicht eine mit Schanzkörben gesicherte große Bresche in der inneren Ringmauer, Folge wohl der schweren Beschießung durch die Bundesstände. Die im Graben bzw. auf der Südstreichwehr dargestellten Baukräne weisen darauf hin, dass die Arbeiten an den Verteidigungsanlagen noch nicht abgeschlossen waren, als die Gegner des Markgrafen vor die Burg zogen.