1870/71: Gegen Frankreich vereint
Als Bismarck durch geschickte Redaktion der "Emser Depesche"
eine französische Kriegserklärung gegen Preußen und seine
Verbündeten provozierte, hielt König Ludwig II. den Bündnisfall
gemäß dem Vertrag von 1866 für gegeben und befahl die
Mobilisierung des bayerischen Heeres. Das Erlebnis der siegreichen Waffenbrüderschaft
förderte das deutsche Zusammengehörigkeitsgefühl. In Bayern
übertönte die nationale Begeisterung die Widerstände gegen
einen kleindeutschen Staat. Im Norden wuchs die Bereitschaft Bayerns Wunsch
nach Eigenständigkeit entgegenzukommen.
Am 23. November 1870 einigten
sich die bayerischen Unterhändler mit Bismarck auf den Beitritt Bayerns
zum Norddeutschen Bund. Dabei konnte sich Bayern zwar Sonderrechte sichern,
verlor aber zentrale Souveränitätsrechte wie das Bündnisrecht
und die Entscheidung über Krieg und Frieden. Die Hoffnungen Ludwigs
II. auf Gebietsgewinne und einen Wechsel der Leitung des Bundesstaates
zwischen Bayern und Preußen blieben Illusion. Auf Bismarcks Wunsch
musste der bayerische König seinem preußischen Oheim auch noch
den Titel des "Deutschen Kaisers" antragen.
Am 18. Januar 1871, am Jahrestag
der ersten preußischen Königskrönung 1701 und noch vor
Beendigung des Krieges, wurde Wilhelm I. von Preußen im Schloss
von Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Als Vertreter Ludwigs
II. erschien der spätere Prinzregent Luitpold. Dem ebenfalls anwesenden
Prinzen Otto von Bayern erschien die Zeremonie "so kalt, so stolz,
so glänzend, so prunkend und großtuerisch und herzlos und leer".
Erst zehn Tage später endete der Krieg nach der Kapitulation von
Paris.
Immerhin ließ sich Ludwig
II. die Eingliederung Bayerns in das Deutsche Kaiserreich durch finanzielle
Zusagen versüßen. "Es hat 1870 eine großartige
Schmiererei stattgefunden" bekannte der bayerische Kultusminister
von Lutz 1880. Etwa fünf Millionen Mark flossen ab 1872 in die Privatschatulle
des Königs, der sich ständig in Finanznöten befand.
|