1866: Entscheidung für Kleindeutschland
Zwischen Preußen und Österreich, den beiden Vormächten
im Deutschen Bund, kam es 1866 über der Schleswig-Holstein-Frage
zum offenen Konflikt. Als Österreich die Mobilmachung des Bundesheers
gegen Preußen forderte und erreichte, trat Bayern auf die Seite
des Bundes und somit Österreichs.
Der Krieg währte nur kurz.
Bismarcks auf militärische Stärke setzende Rechnung ging auf.
In den vorangegangenen Jahren hatte Preußen Ausbildung und Ausrüstung
seines Heeres entscheidend verbessert. Mit dem Zündnadelgewehr war
eine Infanteriewaffe eingeführt worden, die eine schnellere Schussfolge
ermöglichte. Österreichs Niederlage wurde in der Schlacht von
Königgrätz am 3. Juli 1866 entschieden.
Gefechte zwischen Bayern und
Preußen fanden erst in der Schlussphase des Krieges statt. Sie konzentrierten
sich auf das katholische Unterfranken, insbesondere um Bad Kissingen und
Würzburg. Bayern und der junge König Ludwig II. mussten nun
dafür büßen, daß Ludwig I. und Maximilian II. das
Militär zugunsten der Kultur vernachlässigt hatten. Der preußische
Sieg veränderte die Machtverhältnisse in Mitteleuropa. Der Deutsche
Bund wurde aufgelöst; Österreich schied aus Deutschland aus.
Preußen annektierte große Gebiete in Nord- und Mitteldeutschland
und erreichte damit endlich ein geschlossenes Staatsgebiet. Mit kleineren
Gebietsabtretungen und einer Kriegsentschädigung von 30 Millionen
Gulden - den Staatseinkünften eines Jahres - kam Bayern relativ glimpflich
davon: Bismarck wollte die Tür für die Zusammenarbeit mit dem
Süden offen halten. Zum Preis des Friedens gehörten geheime
Militärbündnisse, mit denen Preußen die süddeutschen
Staaten für den Fall eines Angriffs dritter Mächte an sich band.
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