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Konfessionen und Konzessionen:
Impulse für die Modernisierung des Staats
Infolge der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) flohen protestantische
Handwerker und Unternehmer aus Frankreich in glaubensverwandte oder tolerante
Nachbarländer. Zur Belebung der wirtschaftlichen Konjunktur wurden
sie nicht nur vom preußischen Kurfürsten, sondern auch von
den Markgrafen von Ansbach und Bayreuth angeworben.
In Erlangen, Schwabach, Wilhelmsdorf und an anderen Orten - zum Teil neugegründeten
Städten und Landkolonien - erhielten sie wirtschaftliche Privilegien
sowie die Freiheit der Religionsausübung in französischer Sprache.
Die Markgrafen setzten sich damit über die Bedenken der alteingesessenen
Untertanen und der Geistlichkeit hinweg.
Die Hugenottenansiedelung entsprach den neuen wirtschaftspolitischen Vorstellungen
einer breitangelegten Wirtschaftsförderung durch den Staat. Durch
Anschubfinanzierungen und Monopolkonzessionen sollten die Wirtschaftsstrukturen
modernisiert und letztlich die Staatseinkünfte vermehrt werden. Vor
allem im Bereich der Luxusgüterproduktion entstanden neue Gewerbezweige,
die das Bild der fränkischen Wirtschaft für lange Zeit prägten:
Teppich- und (Seiden-)Strumpfwirkerei,
Hut- und Glacéhandschuhfabrikation.
Auch die Universitätsgründung in Erlangen 1743 diente dem Interesse
und der Modernisierung des Staats. Zur Konsolidierung der eigenen Herrschaft
benötigte der Fürst einen funktionierenden Regierungs- und Verwaltungsapparat.
Aufgabe der Landesuniversität war die Ausbildung loyaler und qualifizierter
Staatsbediensteter. Das Gedankengut der Aufklärung fand durch sie
Verbreitung. Zeichen der geistigen Öffnung in Konfessionsfragen seit
der Mitte des 18. Jahrhunderts war die Tolerierung von Katholiken in den
lutherischen Markgraftümern.
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