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Historische Wirtshäuser -> Brauereigaststätte Heller

Brauereigaststätte Heller, gen. Schlenkerla, in Bamberg

Die bekannteste der heute noch zwölf gewerblich gemeldeten Brauereien in der Stadt Bamberg ist das „Schlenkerla“ in der Dominikanerstraße am Fuß des Dombergs im Sandgebiet, berühmt durch sein Rauchbier. Schon von Weitem macht der schmiedeeiserne Ausleger aus dem frühen 18. Jahrhundert auf die Gaststätte aufmerksam. Dieser besteht aus dem klassischen „Bierzeiger“, dem goldenen Brauerstern, sowie aus einem aus Blech gestanzten blauen Löwen. Als Wirtshaus zum Blauen Löwen wird das Gebäude seit 1538 bezeichnet, doch schon 1485 werden mit den Brüdern Vogler erstmals Büttner – Fassmacher – als Besitzer genannt. Da in Bamberg die Fassmacher zu jener Zeit traditionell auch Brauer waren, dürfte schon damals hier gebraut worden sein. Der Ausleger zeigt unter dem Löwen, in einem Laubkranz, auch den namensgebenden Wirt der Gaststätte, den Brauer Andreas Graser, Eigentümer seit 1877: Wegen seiner Armbewegungen und seines schlenkernden Gangs wurde er spöttisch „das Schlenkerla“ genannt, ein Name, der auf die Gaststätte überging, nicht jedoch auf die Brauerei, die spätestens 1677/78 in dem Anwesen eingerichtet worden war. Sie ist nach Johann Wolfgang Heller benannt, der das Haus in der Mitte des 18. Jahrhunderts erworben hatte. Eine um 1900 angebrachte Sandsteintafel links des Eingangs hält die Namen fest.

Durch die zweiflügelige klassizistische Tür des Gasthauses gelangt man zunächst in den breiten Hausplatz mit der traditionellen Gassenschänke, an der auch der alte Klingelzug nicht fehlt. Im Hintergrund führt eine zweiläufige Treppe mit Flachbalustergeländer aus der Zeit um 1730 zu den oberen Stockwerken; hier wohnt seit 1872 die heutige Eigentümerfamilie, die das Haus inzwischen in sechster Generation führt. Im Rückgebäude mit seinen massiv gewölbten Erdgeschossräumen befand sich bis 1936 die Brauerei, darüber bis 1971 die Mälzerei, bevor beide zum Stephansberg auf das Gelände des ehemaligen Sommerkellers der Brauerei ausgelagert wurden.

Die ursprünglichen Gasträume mit dunklen Bohlenbalkendecken des 17. Jahrhunderts liegen links des Hausplatzes. Die Ecke neben der Tür nimmt der alte Schanktisch mit einer historistischen Anrichte ein. Erst 1926 kamen die Räume rechts des Hausplatzes im Nachbarhaus, das ab 1677 vom Dominikanerkloster adaptierte gotische „Haus zu den Störchen“, hinzu. Noch im selben Jahr wurden die Räume in der bis heute bestehenden Form ausgestaltet: Das Kreuzrippengewölbe des 14. Jahrhunderts (wohl die ehemalige Hauskapelle) ließ der Wirt Michael Graser nach alten Vorlagen mit Rankenmalereien versehen und als „Dominikanerklause“ ausstatten; ein steinerner Wandkamin ist mit „A 1926 D“ datiert. Der straßenseitige Teil, um mehrere Stufen erhöht, wird durch eine neugotische Maßwerk-balustrade abgegrenzt und trägt eine Holzbalkendecke mit Schablonenrankenmalereien. Gleichzeitig wurden auch der benachbarte Saal, das sogenannte „Bamberger Zimmer“ mit schlichter Balkendecke sowie ein kleines Nebenzimmer zum Hof mit grün glasiertem Kachelofen eingerichtet, die „Altdeutsche Stube“.

Allen Räumen gemeinsam ist die fast vollständig auf den Umbau von 1926 zurückgehende „altdeutsche“ Ausstattung. An den Wänden hängen Kupfer- und Stahlstiche mit Bamberger Ansichten, Hinterglasbilder, Ölgemälde mit Bischofsportraits sowie Heiligenskulpturen aus der Sammlung des Wirts Michael Graser. Die Räume sind geprägt vom Kontrast zwischen den hellen Kalksteinplattenböden und den hohen, fast schwarzen Wandvertäfelungen, die in der „Klause“ mit flachen Rankenschnitzereien verziert sind, zwischen den Tischen mit hellen, blank gescheuerten Ahornplatten und den braun gebeizten Eichenstühlen mit unterschiedlichsten Ornamentschnitzereien an den durchbrochenen Lehnen. Besonders phantasievoll sind die Lampen gestaltet: Radleuchter, Lüsterweibchen, ein aus einem Hirschgeweih herauswachsender, dreiköpfiger Drache. Von den Zimmertüren über die Heizkörperverkleidungen bis zu den Garderobenständern und -haken hat sich im „Schlenkerla“ eine Ausstattung aus der Zeit der Weimarer Republik in allen Räumen nahezu unverfälscht erhalten.

Peter Ruderich