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Walzenkrug

Deckel: Elias Adam (um 1669–1745);

Bemalung: Abraham Seutter (1689–1747) zugeschrieben |

Meißen und Augsburg, um 1730 | Porzellan, Silber,

Goldbemalung, H. 17,8cm, Ø 10,8cm | Kunstsammlungen

und Museen Augsburg, Maximilianmuseum (3935)

D

er Walzenkrug oder Humpen, ein

zylindrisches beziehungsweise ko-

nisches Trinkgefäß mit Henkel, Deckel,

Daumenrast und Fußring, war ein seit dem

späten 16. Jahrhundert weit verbreiteter

Gefäßtyp. Er wurde aus nahezu allen ge-

bräuchlichen Materialien wie Glas, Zinn,

Silber, Steinzeug, Fayence gefertigt. Bereits

vor 300 Jahren war der Humpen in Brau-

erei- und Schankwirtschaften das gängige

Trinkgefäß. Die aufgrund regelmäßigen

Gebrauchs starkemVerschleiß ausgesetzten

Walzenkrüge machten im 18. Jahrhundert

in den zahlreichen deutschen Fayencemanu-

fakturen den Hauptanteil ihres preiswerten,

da leicht herzustellenden Warensortiments

aus. Im Angebot von Porzellanmanufaktu-

ren hingegen, deren kostbare Erzeugnisse

Luxusgüter darstellten, waren sie weitaus

seltener vertreten.

Bei dem Krug der Porzellanmanufaktur

Meißen handelt es sich um so genannte

Weißware aus den 1720er-Jahren, die in der

Reichsstadt Augsburg weiter veredelt wur-

de. Der auf Silbermontierungen für kost-

bares Kunsthandwerk spezialisierte Gold-

schmied Elias Adam schuf um 1730 den

vergoldeten Deckel mit Daumenrast in ele-

gantem Régencedekor des frühen Roko-

ko.Die feine Goldbemalung wirdAbraham

Seutter zugeschrieben, einem Augsburger

Maler, der in seiner häuslichen Werkstatt

Porzellan mit Goldfarbe bemalte und im

Ofen brannte. Das mit Bordüren und

Blumenbuketten besonders reich verzierte

Exemplar zeigt in der großen Kartusche

eine exotische Chinesengesellschaft im

Garten. Malerei und Krug sind außerge-

wöhnlich gut erhalten. Es handelt sich nicht

um ein Gebrauchsobjekt, sondern um ein

repräsentatives Schaustück, etwa für ein hö-

fisches Porzellankabinett.

C.E.

Lit.:

Ducret, Porzellan, Bd.1, S.28, 66f., 184,Abb.198;

Johann, Porzellan-Malerei,Abb. S.43

Für Bierhumpen wurde selten

das wertvolle Porzellan verwendet.

Dieses kostbare Exemplar ist ein Schaustück.

07 Bierberühmtheiten und Bierschätze

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