Frühchristlicher Grabstein
In seltenen Fällen
offenbart sich das Christentum in Inschriften auf römischen Grabsteinen.
Fundort: Regensburg, Großes Gräberfeld (ehem. Ziegelei Herbst)
5./6. Jahrhundert n. Chr.
Kalkstein (Kelheimer Korallenkalkstein), 38 x 56 x 10
Museen der Stadt Regensburg (Lap. 24)
Lit.: Dietz/Fischer, Römer in Regensburg, S. 128, 209 f.; Raith,
Text, S. 141 f. (mit etwas abweichender Lesung); Waldherr, Martiribus
sociata; Fischer, Römer und Bajuwaren, S. 88 f.; Dietz u.a., Regensburg
zur Römerzeit, S. 138 f., 376, 381, 424 f. (mit älterer Literatur).
Der Grabstein der Sarmannina (oder Sarmannana, so Dietz/Fischer) stammt
aus dem Areal des großen römischen Gräberfelds in Regensburg.
Die Inschrift auf der Steinplatte offenbart den christlichen Glauben
der Bestatteten. So zeigt die erste Zeile das monogrammatische Kreuz
als Christuszeichen, umschlossen von den apokalyptischen Buchstaben
Alpha und Omega. Man liest: IN CHR(isto) B(ene) M(erenti) / SARMANN(i)NE
/ QVIESCENTI IN PACE / MARTIRIBVS SOCIATAE (Der in Christus wohlverdienten
Sarmannina, die in Frieden ruht, den Märtyrern beigesellt), wobei
einige Buchstaben in Ligatur geschrieben sind. Zur Verdeutlichung ist
die Inschrift modern allerdings nicht ganz fehlerfrei
in roter Farbe nachgezogen.
Der in seiner genauen Lesung umstrittene Text dürfte darauf abzielen,
dass die Tote in spiritueller Hinsicht mit den Märtyrern im Jenseits
vereint sein solle, wenn nicht gar eine Bestattung ad sanctos, das heißt
bei den Gräbern von Heiligen oder Märtyrern, gemeint ist.
Das völlige Fehlen von Belegen eines auf die Sarmannina bezogenen
Kultes deutet allerdings darauf hin, dass sie selbst keine Märtyrerin
war. Wie auch immer, spürbar wird ein tief religiöses, christliches
Bekenntnis der Sarmannina, deren nichtrömischer Name offenbar germanische
Abstammung anzeigt, während die Steinbearbeitung unzweifelhaft
von einem Romanen ausgeführt wurde.
Neuere Datierungsvorschläge (Waldherr) weisen die Inschrift gegenüber
den früheren Ansätzen um 400 n. Chr. nun dem 5. oder gar 6.
Jahrhundert zu. In jedem Fall handelt es sich um eines der bemerkenswertesten
Zeugnisse frühen Christentums in Bayern.
A. Bo.