Biografien > Carl Bayer 2/7

Im August 1923 verließ der 20-jährige Karl Bayer Deutschland, um in Amerika sein Glück zu versuchen. Neben der aussichtslos scheinenden wirtschaftlichen Lage in Deutschland war für den jungen, ehrgeizigen Werkzeugschlosser die Frage seines beruflichen Fortkommens ein wichtiger Beweggrund die Heimat zu verlassen. Schon vor dem Abschied hatte er seinen Vornamen amerikanisiert und im Pass mit „Carl“ unterschrieben. Auch die Reisetasche, die ihn aufs Schiff begleitete, trug bereits seine Initialen in der neuen Schreibweise C. F. B. (Carl Friedrich Bayer) - für seine Verwandten freilich blieb er zeitlebens der „Karl“.

Carl reiste nicht allein. Zwei Freunde, Philipp Klespies und Albert Lutz, ebenfalls aus Burgsinn, begleiteten ihn. Ein Bäcker, ein Bauer und ein Schlosser und Feinmechaniker machten sich also in der Zeit der großen Wirtschaftsdepression auf in die Neue Welt. In Deutschland herrschte Inflation, ein Laib Brot kostete in den zwanziger Jahren über zehn Millionen Mark.

Einige Wochen vor der Ausreise, im Juli 1923, war der Auswanderer nach München gekommen, um beim amerikanischen Generalkonsulat ein Einreisevisum zu beantragen. Er übernachtete dort bei der verwandten Familie Triebel. Von einem Mitglied dieser Familie muss die briefliche Mitteilung stammen, die sich 80 Jahre später in Carls Nachlass fand und deren Form und Inhalt von besonderem historischen Interesse ist.

Berichtet wird über den Hitlerputsch am 8. November 1923 in München - geschrieben auf der unbedruckten Rückseite einer 100-Millionen-Mark-Banknote: „Den 8. November nachts – 3/4 12 Uhr / Da ich den Brief noch nicht abgegeben, kann ich Dir noch das Allerneueste mitteilen. Vor ungef. 2 Std. entstand vor dem Löwenbräukeller auf einmal ein Riesenlärm und die Musik spielte dazwischen. Was ist denn da los dachte ich, stand auf und ging schauen. Eine Riesenmenschenmenge von Hakenkreuzlern (Nationalsozialisten) ich fragte was eigtl. los sei u. bekam zur Antwort die Regierung ist gestürzt. Ganz München ist in Aufregung ein Tumult wie wenn die Hölle los wäre, also der Anfang vom Bürgerkrieg ist da. Das Nähere später.“

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